A review by muyelinh
Loreley singt nicht mehr by Judith Merchant

funny medium-paced
  • Plot- or character-driven? Character
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

1.5

Kommissar Jan Seidel und sein sehr kompetentes Team haben einen neuen Fall an Land gezogen. Doch hat tatsächlich jemand nachgeholfen, dem Pharmazeuten Gernot Schirner, der von seinem Kollegen Dr. Jens Klöpfer als "Arschloch" bezeichnet wird, ein letztes Bad in den Tiefen des Rheins zu bescheren? 

Jan Seidel fischt hier genauso im Trüben wie Herrn Menzenbach (nicht Schirner, da kommt die Autorin leider manchmal durcheinander...), der den Bruder seines Nachbarn sowie Lover von dessen Frau beim Aalfang an die Angel bekommt. Leider muss ich zugeben, dass das auch kompletter Blödsinn sein könnte, denn die Familienverhältnisse sind nicht gerade leicht zu überblicken in diesem Buch, da irgendwie jeder was mit jedem hat oder hatte und so auch zahlreicher Nachwuchs nur schwer seinen Eltern zuzuordnen ist... 

Des weiteren fällt die Tatenlosigkeit und... Wie heißt das noch, was man als Kommissar auf keinen Fall haben sollte... Ach ja, Doofheit!... Des Protagonisten ins Auge. Jan Seidel einen Trottel zu nennen, verrät meiner Meinung nach, dass man sich nicht genügend mit den feinen Facetten seines Charakters auseinandergesetzt hat, denn dann würde das Urteil des geneigten Lesers kaum derart gnädig ausfallen. 
Auch der Rest des Polizeiteams verhält sich auf ärgerliche Weise dilettantisch, sodass das Werk beinahe wie eine Satire wirkt. In sämtlichen Krimikomissariaten, mit denen ich zuvor zu tun hatte, wären die Herren Seidel und Reimann sowie Frau Vogt wohl gefeuert worden. 

Ein sinnvolles und spannendes Ende habe ich weder erwartet noch bekommen, meine Ansprüche wurden demnach vollumfänglich erfüllt, wenngleich der überaus schwammige und unklare Epilog wieder für ein rasches Absinken der Gefälligkeitskurve sorgte. 

Ich vergebe einen Punkt für einen sehr sympathischen Georg Frenze und einen weiteren halben für die lebensnahe Schilderung gescheiterter Existenzen, welche die Autorin kenntnisreich beschreibt. 
Ich freue mich sehr, im dritten Teil noch weiter in die abgründige Welt fragwürdiger Königswinterer Beziehungsmodelle und wirrer seidelscher Schlussfolgerungen (Kaffeemaschine!) eintauchen zu können.