A review by muyelinh
Scharf geschossen: die Krimi-Anthologie zur Frauen-Fußball-WM 2011 by Rebecca Gablé

funny mysterious relaxing fast-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.5

Viel erwartet habe ich mir im Vorhinein nicht von dieser Zusammenstellung von Kriminalkurzgeschichten vor dem Hintergrund der Frauenfußball-WM 2011. Insofern bin ich ganz froh, dass einige der Geschichten durchaus lesenswert waren und ich das Buch nicht nur als Meme lesen musste.

Obwohl die Schreibenden, mit Ausnahme des Herausgebers und Verfassers der überaus cringigen, unpassend mit Fußballerzitaten angereicherten Einleitung, ausnahmslos deutsche Autorinnen sind, habe ich eine gewisse Zweiklassengesellschaft ausgemacht. Die Geschichten, die im Ausland spielen, gefielen mir fast durch die Bank etwas besser. Susanne Mischke eröffnet mir mit "Falsche Tür" beinahe einen neuen Horizont bezüglich meiner Äquatorialguinea-Kenntnisse. Und Rebecca Gablés "Das Wunder von Preston" ist zwar kriminologisch etwas dünn, aber atmosphärisch und in historischer Hinsicht sehr stark, ganz, wie man es von der Grand Dame des deutschen Histo-Romans erwarten darf.

Die übrigen beiden Auslands-Geschichten, "Das Spiel ihres Lebens" von Nina George (Nigeria) und "Marie-Lyn s'engage - Marie-Lyn setzt sich voll ein" von Sabine Deitmer (Frankreich) definieren sich stark über emanzipatorische Tendenzen des Frauseins mit Fußballbezug, sind aber trotz fehlender Spannung noch solide Unterhaltung.

Bei den in Deutschland spielenden Geschichten ist das Bild nicht mehr so homogen. Hier haben mich zwei Geschichten unterhalten: Tatjana Kruses herrlich überzogene Gangsterkomödie "Sven-Olaf krallt sich die Mädels von Nadeshiko Japan" und Christiane Frankes Rachestory "Gleiches mit Gleichem", bei der ich lange einen Twist erwartete, der nie kam, die aber sonst solide und ganz nett zu lesen ist.

Die restlichen 6 Geschichten empfand ich als ziemlich lahm, teilweise unnötig verwirrend und als zu weit von der Grundprämisse entfernt. Judith Merchants Geschichte "Herbie, mein Herbie" beispielsweise lässt interessante Ansätze erkennen, ergeht sich dann aber eher in einer misogynen Weltbetrachtung in gehässiger Sprache ohne Spannungsbogen oder Pointen.

Wer vor Spannung seine Nägel abkauen will, ist mit dem Buch nicht gut bedient. Wer einfach nur mal ein bisschen skurril zusammengeschusterte Unterhaltung sucht, findet möglicherweise den einen oder anderen bekömmlichen Happen. Insgesamt eine ordentliche Anthologie, die meine Erwartungen erfüllt hat, wenngleich die Storys doch sehr Hit oder Miss sind.