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A review by muyelinh
Fussball Jahrbuch 1958 by Deutscher Fußballbund
dark
informative
slow-paced
1.5
Schon im Vorwort grinst mir die verschlagene Fresse von Peco Bauwens, dem DFB-Präsidenten zwischen 1950 und 1962 und NSDAP-Mitglied mit Hang zu nationalistischem Großsprech, entgegen. Kann ja heiter werden, denke ich mir, und werde nicht enttäuscht. Denn der zweite von ingesamt vier Vorrednern (welches Buch braucht bitte VIER Vorwörter) stellt sich als Bundespostminister Ernst Lemmer heraus. Optisch Helmut Kohl auf Alk, faselt der alte weiße Mann: "Fast ist man versucht, zu fragen, ob dieses Spiel ein" deutsches" Spiel sei, denn nirgendwo in der Welt herrscht der "König Fußball" so eindeutig wie bei uns." Stimmt. Nirgendwo, außer in so ziemlich jedem anderen Land außer vielleicht den USA, Kanada oder China. Ernst Lemmer stimmte übrigens 1933 als Reichstagsabgeordneter der Deutschen Staatspartei (DStP) für das sogenannte "Ermächtigungsgesetz", falls noch Fragen nach der moralischen Integrität der Redner offengeblieben sein sollten.
Spätestens jetzt ist eigentlich schon klar, wo die Reise hingeht. Das "Fussball Jahrbuch 1958" des DFB enthält zwar einen Rückblick auf die zurückliegende Saison, dieser beschränkt sich aber auf lediglich 24 der 160 Seiten, die so ziemlich das einzig lesenswerte an diesem Bändchen darstellen. Der Rest ist gefüllt mit seltsam deplatzierten Reiseberichten, ulkigen Geschichten "von früher", staubtrockener Regelkunde und beinahe indoktrinatorischen Essays.
Im Grunde handelt es sich um Nichts als ein Propagandadruckwerk, welches die Agenda des DFB verbreiten soll. Tenor: Um 1905 herum war die goldene Zeit des guten, alten deutschen (!) Fußballs und Amateurfußball ist richtig knorke. Berufsspieler? Bitte nur, wenns wirklich gar nicht mehr anders geht, Geld im Fußball verdirbt den tollen Charakter der schneidigen deutschen (!) Jugend! Und: "Der Sport muß um seiner selbst ausgeübt werden. Meisterschaft, Punkte und Preise sind nicht das Ziel, das wir erstreben!" (S. 126). Zu einem Zeitpunkt, an dem in England das Berufsspielertum schon an die 70 Jahre Normalität war, ein geradezu skurriler Anachronismus.
Ich habe durch das keineswegs überragende Sachbuch "Stürmen für Deutschland" das erste Mal einen Eindruck davon bekommen, wie rechtsgerichtet der DFB noch lange nach 1945 durchsetzt war. Aber diese Erkenntnis in einem zeitgenössischen Dokument so vor Augen geführt zu bekommen, macht mich ehrlich gesagt ziemlich sprachlos.
Der letzte ausgeschriebene Artikel bescherte mir dann allerdings doch noch einen veritablen Lachflash, als der Sportarzt Dr. Küchlin dem tüchtigen Fußballsportler empfahl, nach dem Spiel oder am Abend vor einem aufregenden Wettkampf "ein oder zwei Glas Bier (zu) trinken". Dafür gibts von mir aus meinetwegen noch nen halben Punkt obendrauf. In diesem Sinne: Prost!
Spätestens jetzt ist eigentlich schon klar, wo die Reise hingeht. Das "Fussball Jahrbuch 1958" des DFB enthält zwar einen Rückblick auf die zurückliegende Saison, dieser beschränkt sich aber auf lediglich 24 der 160 Seiten, die so ziemlich das einzig lesenswerte an diesem Bändchen darstellen. Der Rest ist gefüllt mit seltsam deplatzierten Reiseberichten, ulkigen Geschichten "von früher", staubtrockener Regelkunde und beinahe indoktrinatorischen Essays.
Im Grunde handelt es sich um Nichts als ein Propagandadruckwerk, welches die Agenda des DFB verbreiten soll. Tenor: Um 1905 herum war die goldene Zeit des guten, alten deutschen (!) Fußballs und Amateurfußball ist richtig knorke. Berufsspieler? Bitte nur, wenns wirklich gar nicht mehr anders geht, Geld im Fußball verdirbt den tollen Charakter der schneidigen deutschen (!) Jugend! Und: "Der Sport muß um seiner selbst ausgeübt werden. Meisterschaft, Punkte und Preise sind nicht das Ziel, das wir erstreben!" (S. 126). Zu einem Zeitpunkt, an dem in England das Berufsspielertum schon an die 70 Jahre Normalität war, ein geradezu skurriler Anachronismus.
Ich habe durch das keineswegs überragende Sachbuch "Stürmen für Deutschland" das erste Mal einen Eindruck davon bekommen, wie rechtsgerichtet der DFB noch lange nach 1945 durchsetzt war. Aber diese Erkenntnis in einem zeitgenössischen Dokument so vor Augen geführt zu bekommen, macht mich ehrlich gesagt ziemlich sprachlos.
Der letzte ausgeschriebene Artikel bescherte mir dann allerdings doch noch einen veritablen Lachflash, als der Sportarzt Dr. Küchlin dem tüchtigen Fußballsportler empfahl, nach dem Spiel oder am Abend vor einem aufregenden Wettkampf "ein oder zwei Glas Bier (zu) trinken". Dafür gibts von mir aus meinetwegen noch nen halben Punkt obendrauf. In diesem Sinne: Prost!